Von Ulf Gebauer (Bonner GA vom 10.6.2003)
HOLTORF. Habicht-Dame Aicha und ihr männlicher Partner Solo zogen die meisten Blicke auf sich. Fast alle Kinder und auch viele erwachsene Gäste des Brunnenfestes schauten bei Falkner Franz Josef Becker vorbei. Die einen forsch und mutig, die meisten aber eher zurückhaltend und mit einiger Distanz, beäugten sie die heimischen Raubvögel. Aicha saß zumeist ruhig auf der linken Hand des Falkners, die ein stabiler Lederhandschuh schützte, während Solo am Stand des Hegerings Beuel die Gäste bestaunte.
"Aicha wiegt 1200 Gramm, Solo 800", erklärte Becker, dass bei den Raubvögeln das Weibchen das größere Tier ist, was viele der Gäste erstaunte. Becker geht von September bis Februar mit den beiden Habichten auf Kaninchenjagd. Mit dabei sind dann auch die Jagdpartner Mausi und Freddy, zwei Frettchen, die ebenfalls am Stand des Hegerings zu sehen waren. "Die werden in den Kaninchen-Bau geschickt, wo sie die Kaninchen herausjagen. Dann können die Habichte die Kaninchen fangen", so Becker.
Der Bürgerverein Holtorf-Ungarten, der das Brunnenfest organisierte, hatte den Hegering Beuel eingeladen. Jäger Karl-Heinz Hambach: "Wir wollen der Bevölkerung die heimische Tierwelt nahe bringen." Dafür brachten sie einige Tierarten in präparierter Form mit. Später kam noch ein zweiter Falkner mit einem lebendigen Uhu-Weibchen zum Kurzbesuch. Von deren Größe zeigte sich selbst Revierförster Bernd Sommerhäuser beeindruckt. Der Uhu ist die größte Eule der Welt, und das Weibchen kann drei Kilogramm schwer werden.
Die Vorsitzende des Bürgervereins, Elisabeth Schmid, erinnerte an die Ursprünge des Festes: "Als die Straße hier im Ort saniert wurde, verschwand der alte Brunnen". Da die Holtorfer nicht ohne ihn sein wollten, machten sie sich im Rathaus stark für einen Ersatz. Auf dem neuen Brunnen zeigt die Zahl 1982 an, wann er schließlich errichtet wurde. Seither feiern die Holtorfer jedes Jahr an Pfingstsonntag ihr Brunnenfest.
Neben Bier, Steaks und Kuchen waren auch Information, Unterhaltung und ein Künstlermarkt im Programm. Bereits um 11 Uhr begann das Fest mit einem Spaziergang im angrenzenden Wald. Förster Sommerhäuser, auch Vorsitzender des Hegerings Beuel, leitete den Spaziergang: "Wir machen solche Wanderungen, um der Bevölkerung zu zeigen, was eigentlich im Wald um sie herum passiert." Diesmal zeigte er den 30 Teilnehmern am Oberholtorfer Kirchweg Erfolge bei der Wald-verjüngung, am Ankerbach besuchten die Wanderer das Biotop Erlenbruch.
Unter der großen Linde auf dem Holtorfer Kirchvorplatz gaben ab 13 Uhr die Blechbläser von der "Dicken Musik" ein Platzkonzert. Beim Ausschenken der Erb-sensuppe schaute Schmid noch bedenklich zum Himmel: "Wir hoffen, dass das Wetter hält." Nach einer Stunde Platzkonzert zeigte sich aber, dass sich die Hoffnung nicht erfüllen sollte. Ein kurzer, jedoch äußerst heftiger Platzregen ging über das Fest nieder. Musiker, Jäger und die etwa 100 Gäste flüchteten unter den Zelt-PavilIon des Hegerings, den Bier-Pilz oder ins Pfarrheim. Dort stellten Holtorfer Künstler ihre Werke aus und boten sie zum Verkauf. Zwischen Gemälden, Textil- und Holzarbeiten anderer Künstler stellte Anja Wicharz ihren Modeschmuck aus. Etwa 60 Teile, Ketten, Armreife, Ohrringe und Ringe präsentierte sie auf weißem Taft-Stoff, aufgelockert durch grüne und weiße Rosenblätter. "Es sind ein paar echte Steine und Perlen dabei, hauptsächlich habe ich heute aber Schmuck aus Glas und Kunststoff mit", sagte Wicharz.
Habicht Aicha
Fotos: Bürgerverein