Bürgerinfo Oktober 2013

Im Blickpunkt

Dorfgeschichte

Vereinsleben

Schlusswort


Im Blickpunkt

HOLTORF-HYMNE

Mein Holtorf

1

Ich lebte neben Dir so manches Jahr,
der Alltag hielt mich fest und eng umschlungen.
Ich sah Dich täglich, nahm Dich gar nicht wahr,
mein Leben schien auch ohne Dich gelungen.
Heut‘ weiß ich, was mir Deine Nähe gibt:
Ich hab‘ mich endlich stark in Dich verliebt,
in Dich mein

–Holtorf, Holtorf, hier bin ich zu Haus‘!
Holtorf, Holtorf, hier kenn‘ ich mich aus.
Holtorf, Holtorf, und suche in der Fremde ich mein Glück,
Holtorf, Holtorf, weißt Du ich kehre stets zu Dir zurück!–

2

Wenn ich allein durch Deine Straßen geh‘,
ob Sommer, Winter, mir wird warm um’s Herz.
Die Freunde und auch Fremde grüßend seh‘,
da fliegt so manches Wort und mancher Scherz
von Mensch zu Mensch sind Brücken aufgebaut,
und mancher Fremde ist mir rasch vertraut
bei uns in

-Refrain-

3

Schau‘ ich von oben mal auf Dich herab,
liegst Du wie eine Sonneninsel da.
Umringt von Wäldern, Feldern bist fernab
von jeder Hektik, jedoch stets mir nah.
Dir ganz allein gilt heute unser Lied,
wer Holtorf mag, der sing‘ jetzt bitte mit,
es lebe

-Refrain-

Aktueller Statusbericht des Arbeitskreises Ennert

1) Naturschutz im Ennert

Für den Teil des Siebengebirges im Rhein-Sieg-Kreis ist die geänderte Naturschutzgebietsverordnung am 1.3.2013 in Kraft getreten. Die damit verbundene Reduzierung des Wegenetzes ist zwar noch nicht umgesetzt, aber in Einzelfällen ist sichtbar, dass Wege nicht mehr unterhalten werden. Für den Ennert hat die Stadt Bonn angekündigt, die Aktivitäten im RSK abzuwarten, um später „im Sinne einer einheitlichen Regelung im Siebengebirge“ eine Anpassung des Landschaftsplans Ennert „zu prüfen“. Hiervon ist bis jetzt noch nichts bemerkbar geworden. Außerdem sind wir gegen den Wegfall von Wegen durch den seinerzeitigen Ratsbeschluß in der Nationalparkdiskussion gut aufgestellt.

Dem Naturschutz-Großprojekt „Natur- und Kulturlandschaft zwischen Siebengebirge und Sieg“ ist die Stadt Bonn mit Beschluss des Hauptausschusses am 22.11.2013 beigetreten. Hierin ist verankert, dass auf dem Ennert die Naturschutzplanung die Zugänglichkeit der frühindustriellen Denkmale und die Berücksichtigung der Belange der Erholung suchenden Bevölkerung (Wegenetz) zu berücksichtigen hat. Die Planung wurde in einem Öffentlichkeitstermin am 28.5.2013 im Rathaus Beuel vorgestellt. Die geplanten Maßnahmen finden überwiegend auf Grundeigentum des Landes NRW statt, nur wenige Privatgrundstücke sind betroffen. Da das Projekt auf Freiwilligkeit beruht, können sich die Eigentümer entscheiden, ob sie Maßnahmen auf ihren Grundstücken zulassen und Nutzungseinschränkungen/Verpflichtungen eingehen (gegen Entschädigung).

Die vorgestellte Planung ließ erkennen, dass man sich an die Prämissen bzgl. frühindustrielle Denkmale und Erholungsnutzung grundsätzlich gehalten hat. Gleichwohl gibt es neuerdings ein Vorhaben der Biologischen Station zur Förderung der Gelbbauchunken-Population im Ennert, was ausgerechnet auf dem Gelände der ehemaligen Alaunfabrik III südlich des Fuchskaulenwegs (Wildwiese) stattfinden soll. Nachdem bereits die Ertüchtigung eines schon länger bestehenden Biotops neben der Gebäuderuine der Alaunfabrik III zu Behinderungen von Denkmalschutzaktivitäten geführt hat, haben wir uns heftig gegen die Wahl dieses Standorts gewehrt. Nach der Suche der Biologischen Station nach einem Alternativstandort, die - wie könnte es anders sein – ergebnislos war, hat der Landschaftsbeirat das Vorhaben gebilligt, zwar mit Auflagen, die sich aber ohnehin aus dem Denkmalschutzgesetz ergeben.

Anfang September wurde der Naturerlebnispfad Ennert der Biologischen Station eröffnet. Er ist 9 km lang und stellt auf 16 Informationstafeln (3 Einführungstafeln und 13 Thementafeln) die besonderen Lebensräume und Arten der Flora und Fauna im Ennert dar. Die Bauart, Design und Inhalt der Tafeln sind durchaus gelungen, wenn auch eine Tafel über Felder etwas unfair mit der Landwirtschaft umgeht.

Am Dornheckensee sind an der hohen Felswand von einem Geologen Vergrößerungen der Spalte festgestellt worden, so dass Felsabbrüche befürchtet werden. Der verkehrssicherungspflichtige NRW-Landesbetrieb Wald und Holz hat deshalb die Verpachtung an einen Anglerverein gekündigt und wird die Absperrmaßnahmen ertüchtigen. Das bestehende naturschutzrechtliche Betretungs- und Badeverbot wird wohl zukünftig strenger überwacht werden.

2) Industriegeschichte auf Ennert und Hardt erlebbar machen

Der „Denkmalpflegeplan Bonn-Beuel“ von 2003 enthält Empfehlungen für die Erhaltung und Pflege der Spuren der kulturhistorisch bedeutenden frühindustriellen Braunkohlengewinnung und Alaunherstellung im 19. Jahrhundert. Der Plan empfiehlt insbesondere die Einrichtung von Informationspunkten (Beschilderungen). Von der Verwaltung der Stadt Bonn sind diese Empfehlungen bisher in keinster Weise umgesetzt worden.

Nach Uraufführung des Films „Die Industrie-Pioniere Bleibtreu und der Kohlebergbau bei Beuel“ von Georg Divossen in Holtorf wurde vom Bezirksbürgermeister ein Arbeitskreis aus Denkmal- und Bürgervereinen ins Leben gerufen, der – unabhängig von den Verpflichtungen der Verwaltung aus dem Denkmalpflegeplan – vorab die Aufstellung von Informationstafeln betreiben soll (Arbeitstitel „Geschichtsweg Braunkohle und Alaun auf der Ennert Hardt“).

Bei der Entwicklung eines Konzepts zeigte sich, dass Arbeiten für Informationstafeln nur dann sinnvoll und gerechtfertigt sind, wenn die vom Naturschutz bislang verweigerte Zugänglichkeit der Alaunfabrik III (Fuchskaule) erreicht wird. Denn dort sind Zeugnisse der frühindustriellen Geschichte tatsächlich noch richtig sichtbar, während an anderen geplanten Tafelstandorten die Sichtbarkeit der frühindustriellen Vergangenheit doch recht bescheiden ist. Beim Bemühen um die Zugänglichkeit der Alaunfabrik III war hilfreich, dass beim Wegekonzept für den seinerzeit geplanten Nationalpark von der Bezirksregierung schon entsprechende Zugeständnisse gemacht worden waren. Die Zugänglichkeit wurde erst in diesem Sommer schließlich erreicht, allerdings nur bis zum Endpunkt eines Stichwegs mit Informationstafel, und mit der Einschränkung der möglichen Widerrufung, wenn das benachbarte Gelbbauchunken-Biotop gestört wird.

Danach wurde die Arbeit am „Geschichtsweg“ intensiv aufgenommen. Er soll aus acht Informationstafeln bestehen (1 Übersichtstafel am P-Platz Oberkasseler Straße/Pützchens Chaussee und 7 Thementafeln). Als Thementafeln seien erwähnt eine Tafel am Hardtweiher/Grillhütte über die Alaunfabrik I (heute NRW Forschungsstelle Wildschadensverhütung an Pützchens Chaussee), eine Tafel oberhalb von Holzlar über die Alaunfabik II (Roter Berg), zwei Tafeln im Bereich der Alaunfabrik III (Ruinenteile des Fabrikationsgebäudes) und eine Tafel in Oberholtorf über den untertägigen Braunkohlenabbau (sichtbare Geländeabsenkungen). Die verbindenden Elemente zwischen den Tafeln sind ein kurzer einheitlicher Einführungstext und eine Karte, in der die Elemente der früheren Braunkohle- und Alaungewinnung und die Standorte der Tafeln eingezeichnet sind. Es wird kein Weg vorgegeben, sondern je nach Einstiegspunkt kann jeder Besucher sich seinen Weg auf dem eingezeichneten heutigen Wegenetz selbst wählen. Das Gestell der Tafeln ist ähnlich denen des erwähnten Naturerlebnispfads (Naturholz). Zur Zeit findet noch die Abstimmung des endgültigen Designs und Inhalt (Texte und Bilder) der Tafeln statt.

Die Genehmigungen für das Aufstellen der Tafeln liegen seit kurzem vor, nämlich die naturschutzrechtliche Genehmigung durch die Untere Landschaftsbehörde bei der Stadt Bonn und der Gestattungsvertrag des Grundeigentümers NRW-Landesbetrieb Wald und Holz. Verantwortlicher Eigentümer der Tafeln und Vertragspartner ist allein der Denkmal- und Geschichtsverein Bonn Rechtsrheinisch. Die mitarbeitenden Bürgervereine sind auf den Tafeln angegeben. Für das demnächst stattfindende Aufstellen der Tafeln unter der Regie des Herstellers hat der Vorstand des Bürgervereins(BV) Holtorf-Ungarten zugesagt, tätige Mithilfe zu organisieren. Auch nach dem Aufstellen will der BV-Vorstand den Denkmalverein weiter unterstützen durch Übernahme einer gewissen Patenschaft für einige Tafeln, was noch in einer Vereinbarung zwischen den Vereinen geregelt werden muss.

Für die Tafeln konnten bisher keine öffentlichen Mittel in Anspruch genommen werden. Die Finanzierung ist jedoch weitgehend gesichert durch einen Sponsor des Denkmalvereins, der auch auf den Tafeln angegeben ist. Der BV-Vorstand kann das Projekt aus dem laufenden Budget nicht mitfinanzieren. Eventuell fehlende Mittel für die Ersterrichtung oder für spätere Instandhaltungsmaßnahmen sollen jedoch durch Spendenaufrufe des Bürgervereins beigesteuert werden.

Werner Seitz

Dorfgeschichte

Brandschüttungsgrab

Hier, wo 200 Jahre nach unserer Zeitrechnung, das einzige, bekannt gewordene Brandschüttungsgrab für einen Germanen, diesseits des Rheines, gelegt wurde, genau da steht, ganz zufällig, mein Sessel.

Anneliese Ueckermann

Ergänzend nach dem Rundgang des Bürgervereins Niederholtorf-Ungarten in der Hardt am 9.März 2013 unter dem Motto „Auf den Spuren des Alaunabbaus“, geführt von Herrn Horst Wolfgarten, wurde angekündigt, daß eine Mitteilung über die Entdeckung eines Brandschüttungsgrabes auf dem Grundstück Ueckermann in der Bürger-Info erscheinen würde.

Als mein Mann als junger Forstassessor und Jagdwissenschaftler im Jahre 1957 hier in das Land NRW gerufen wurde, um die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung mit Sitz im Forsthaus Hardt zu gründen, gelang es uns in Niederholtorf ein Grundstück, Flur 24, direkt am Waldrand zu erwerben, genannt „Am Rindweg“, heute Ramersdorfer Straße.

Im Mai 1966 begannen die Ausschachtungsarbeiten für unseren Hausbau. Mit dem Wissen über die 316 ha Braunkohlefelder in der Hardt und Umgebung, glaubten wir, als wir in dem Baggeraushub einen dunklen Haufen entdeckten, dass es noch Spuren von Braunkohle sein müssten. Beim genauen Hinsehen fand mein Mann Scherben, die wie zerbrochene Blumentöpfe aussahen. Außerdem lagen dazwischen funkelnde Teilchen, wahrscheinlich Münzen oder Bronze, und die Scherben hatten ein Bandmuster.

Wegen Terminschwierigkeiten baten wir eine Bekannte diesen Fund dem Landesmuseum Bonn mitzuteilen. Ein beauftragter Mitarbeiter des Museums kam, um „Gefundenes“ zu bergen. Später wurde mitgeteilt, dass es sich um ein Brandschüttungsgrab handele. – Die Germanen kauften die Urnen auf der anderen Rheinseite bei den Römern. Die Verbrennung erfolgte auf einem Scheiterhaufen. Die Grube befand sich ungefähr in 1 m Tiefe, so auch das Grab auf unserem Grundstück. Damals war die Erklärung für ein Brandschüttungsgrab so, dass Ross und Reiter verbrannt wurden. Die Asche des Reiters füllte man in die Urne und die Asche des Pferdes und sonstige Beigaben um die Urne herum. Diese Form der Beisetzung fand nur bei den Germanen statt, nicht bei den Römern.

Jahre später landete ein Brief des Museumsdirektors Harald von Petrikowitz, Archäologe, auf meines Mannes Schreibtisch, mit der Bitte um Hilfestellung. Die Gelegenheit nutzte mein Mann, um Auskunft über den Verbleib des Brandschüttungsgrabes zu erlangen. Antwort : Es befindet sich im Archiv und soll demnächst ausgestellt werden. Jetzt, nach 50 Jahren hören wir, dass es 1988 eine Veröffentlichung über das Grab gab. Meine Nachforschungen ergaben, dass ich beim 3.Anruf im Landesmuseum mit Dr. von Prittwitz verbunden wurde, der mir versprach, sich um diesen Fund zu kümmern. Mit Freude teilte er mir drei Wochen später mit, dass nach mühsamer Suche die Funde entdeckt worden wären, sogar mit einer Fundstellenskizze meines Mannes versehen.

Der Keramik nach stammt das Grab aus der Zeit um 200 nach Christi. Bis heute ist es das einzige Grab im rechtsrheinischen Raum, dass in dieser Art entdeckt wurde – es wäre sehr wichtig für die Forschung, also eine archäologische Besonderheit! - so die Worte von Dr. von Prittwitz,Erstmalig publiziert wurde über den Inhalt des Grabes von Prof. Dr. Hans-Eckhart Joachim, ehemaliger Abteilungsleiter des Rheinischen Landesmuseums Bonn 1988 in den Bonner Jahrbüchern Band 188, S.53 mit Abb. 28. Er schreibt, dass man im Jahr 1966 im Aushub der Baugrube Ueckermann Scherben und Leichenbrand gefunden habe. In der Südwand der Baugrube fand der Mitarbeiter noch einen Grubenrest, der Holzkohle, Leichenbrand und zwei Terra-Sigillata- Bilderscherben enthielt. Zusammen mit dem anderen geborgenen Fund, in dem auch ein Bronzeblechfragment enthalten war, dürfte der Inhalt des Brandschüttungsgrabes bestätigt sein. Die Scherben gehören zu einer Terra-Sigillata-Bilderschüssel. Diese Gefäße haben einen typischen roten Farbton und gehörten zum besseren Tischgeschirr der Römer.

Auch Herr Klaus Frank, Mitarbeiter des Landschaftsverbandes Rheinland – Amt für Bodendenkmalpflege, schreibt an Dr. von Prittwitz, dass ähnlich ausgestattete Gräber in der Region Niederpleis, Wahn, Rösrath und Rheindorf gefunden worden wären. Im 2. und 3. Jahrhundert gehörte die Beigabe einer Sigillata-Bilderschüssel zu jeder ordentlichen Beerdigung der einheimischen Bevölkerung. Auch er schreibt, dass im Stadtgebiet Bonn bis heute nur dieses eine Grab gefunden wurde und es somit etwas Besonderes ist.

Es fragt sich nur, wieso dieses germanische Grab ausgerechnet in Niederholtorf lag, da vom Rhein aus 20 km Richtung Osten Niemandsland war, also eine Sperrzone für die Germanen.

Anneliese Ueckermann

„Die Stimme hatte ich schon immer“

Ein Gespräch mit Ellen Fluijt

Als die Jazzlegende Ella Fitzgerald mit ihrem ersten Nummer-Eins-Hit „A Tisket A Tasket“ zum Star wird, liegt die kleine Ellen noch in der Wiege auf der Insel Java. Das ist weit weg, vor allem aber lange her und heute singt Ellen Fluijt selber die Klassiker von Ella, wobei einem sofort ihre rauchige markante Stimme auffällt und ihre natürliche Präsenz auf der Bühne. Davon konnten sich inzwischen viele auf den Brunnenfesten in Holtorf überzeugen, als sie mit eigener Combo aufgetreten ist. Und nicht wenige haben gefragt: Wer ist das denn?

Ganz einfach, Ellen Fluijt lebt in Holtorf, seit fast einem Vierteljahrhundert. Wenngleich anzumerken ist, dass man als Zugezogene immer nur im Rahmen der Möglichkeiten zur Holtorferin werden kann. In ihrem Fall dürften die Chancen aber nicht schlecht stehen. Kaum jemand spricht mit größerer Begeisterung von diesem Ort und dabei kommt sie aus Surabaya. Bei unsereins weckt allein schon der Name exotische Phantasien und Sehnsüchte, zumindest fällt einem gleich die Ballade von diesem Hallodri „Surabaya-Johnny“ ein.

Unser Gespräch führt zu ihren familiären Wurzeln nach Java. Schnell wird klar, warum ein Traumziel für Abenteurer und Urlaubssuchende aus der Perspektive von Kinderaugen ganz anders aussehen kann.

Java gehört in den Kindheitstagen von Ellen noch zum Besitz der holländischen Kolonialmacht. Ihr Vater ist als holländischer Marineoffizier stationiert, ihre Mutter ist Indonesierin. Ellen erlebt 1942 als Kind die Invasion durch japanische Truppen und die Zivilbevölkerung versucht irgendwie zu überleben. Bei ihr macht sich längst das musikalische Erbe der Mutter bemerkbar. „Die Mutter hat nur Klassik und Kirchenlieder gesungen“, weiß sie aus der Erinnerung. Was dem Kind in die Wiege gelegt wurde, setzt die Kleine mit gerade mal 4 Jahren geschickt ein. Ellen bringt sich ein paar japanische Kinderlieder bei und „die habe ich dann vor den Besatzungssoldaten der kaiserlichen Armee geträllert“, erinnert sie sich und schmunzelt. Ihre Mutter erzählt später immer, Ellen habe als Kind eigentlich ständig gesungen.

Mit der Kapitulation Japans 1945 geht der Krieg nicht zu Ende. Es folgt der blutige Kampf indonesischer Nationalisten unter Sukarno um die Unabhängigkeit des Landes. Allein in Surabaya sterben 15 000 Menschen. Ellen verlässt Java und geht mit ihren Eltern und vier Geschwistern nach Holland. Sie wird nie wieder nach Surabaya zurückkehren. „Ich hab dort mehr Krieg als Frieden erlebt. Was soll ich da nach Wurzeln suchen“, kommentiert sie meine Frage nach einem Besuch ihres Geburtslandes.

In den Niederlanden wächst ihre musikalische Leidenschaft für den Jazz. Es gibt zu Hause ein Grammophon und viele Schallplatten, denn ihr Vater ist ein großer Jazzfan. Sie ist elf Jahre, als sie zum ersten Mal bewusst die Musik von Ella Fitzgerald hört. Die Stimme haut sie förmlich um. Als Teenager wird sie in den kommenden Jahren dann vor allem für den französischen Jazz schwärmen. Ihre Favoriten Claude Nougaro und Michel Legrand sehen einfach fabelhaft aus und toll singen können sie auch noch. Und aus Amerika ist in der Zeit natürlich Frank Sinatra mit von der Partie.

Ellen macht eine Ausbildung als Krankenschwester und in jeder freien Minute hört sie die Jazzplatten ihres Vaters. Dass sie die Melodien und Texte längst auswendig singen kann, liegt auf der Hand. Doch selbst mal auf der Bühne zu stehen, kommt ihr noch nicht in den Sinn. In den 50er und 60er Jahren sieht das Drehbuch für eine junge Frau auch in Holland eine andere Rolle vor. Ellen heiratet und gründet eine Familie. Ihr Ehemann ist Deutscher, was im Nachbarland in jenen Jahren nicht gerade selbstverständlich ist. Man siedelt nach Deutschland über. „Das war für mich ein unglaublicher Schritt“, betont sie im Rückblick. „Ich habe die Sprache nicht gesprochen. Alles war fremd“.

Nach dem ersten Schock nimmt sie ihr Leben in die Hand und lernt Deutsch „mit Sprachabschluss vor der Industrie- und Handelskammer“, wie sie nicht ohne Stolz erwähnt. Aus eigener Erfahrung würde sie jedem hier lebenden ausländischen Mitbürger dringend raten, rasch die Sprache zu lernen. „Ich habe in Deutschland sehr viel Toleranz erfahren“, bemerkt sie. Und sie ist überzeugt, „das hat auch etwas damit zu tun, dass ich die Sprache gelernt und mich mit den Gewohnheiten vertraut gemacht habe.“ Und dann setzt sie noch eins drauf: „Wenn man das nicht macht, darf man sich über Distanz nicht wundern.“ „Klare Kante“, denke ich und sie meint noch: „Ich nicke nicht gern brav.“

Ellen Fluijt zieht drei Kinder groß und arbeitet als Krankenschwester in der Suchthilfe. Ihren Beruf mag sie sehr aber ihre Leidenschaft ist die Musik. Ihr stimmliches Vermögen ist gut und ihr heimlicher Wunsch reift, selber mal auf der Bühne zu stehen und vor Publikum zu singen. Richtig bewusst wird ihr das, als sie ihren Sohn („Der hat eine tolle Stimme und ist ein Reggae-Mann“) zu einem Auftritt begleitet. Als sie ihn auf der Bühne erlebt, weiß sie es plötzlich: Mal da oben zu stehen, würde sie einfach nur glücklich machen. Für dieses erhebende Gefühl musste sie 45 Jahre alt werden.

Der besagten Ella Fitzgerald wird das Zitat zugeschrieben: „Lass dich nicht davon abbringen, was du unbedingt tun willst. Wenn Liebe und Inspiration vorhanden sind, kann es nicht schiefgehen.“ Genau das hätte sie zu Ellen Fluijt sagen können.

Ab dann geht alles sehr schnell. Sie besucht ein Konzert der Musikschule Bonn. Frank Haunschild spielt mit seiner Jazzcombo auf und Ellen Fluijt ist begeistert. Einen Mangel meint sie aber doch zu entdecken und mit dem hält sie nicht hinter dem Berg. „Sie brauchen eine Jazzsängerin“, lässt sie Haunschild wissen. Hinterher weiß sie nicht mehr, wo sie die Courage dafür hergenommen hat. Haunschild stutzt und hat den richtigen Riecher für ihr Talent. „Dann komm doch mal zu uns“, ermuntert er sie.

Die Zeit der ausschließlich privaten Gesangsübungen im Haus Fluijt ist jetzt vorbei. Sie geht zu einer Probe der Band, singt und Haunschild fragt ungläubig, ob das tatsächlich ihre natürliche Stimme sei. Dann reibt er sich die Hände und engagiert sie vom Fleck weg.

Ellen Fluijt bleibt auf dem Teppich. Sie weiß, dass sie sich die Latte hoch gelegt hat, nimmt klassischen Musikunterricht und feilt an ihrer Stimmbildung. Sie kommt in Kontakt mit unterschiedlichen Musikern und das führt wiederum zu Auftrittenin diversen Formationen einschließlich einer Bigband. Und irgendwann gründet sie ihre eigene Jazzcombo, das Ellen-Fluijt Trio.

Heute widmet sich Ellen Fluijt neben ihrer Aufgabe als fünffache Großmutter ganz dem Jazzgesang. „Es gibt immer zu tun und das Proben hört nie auf“, schildert sie ihren Alltag. Jazz ist längst zu einem wichtigen Lebensinhalt geworden. „Meinen Beruf habe ich sehr gerne ausgeübt. Das ist wichtig, damit man sich nicht in sein Hobby flüchten muss. Aber Singen ist etwas ganz Anderes“.

„Was ist es dann“, möchte ich wissen. „Mein Sohn meint, wenn ich singe, würde ich nichts Anderes mehr mitkriegen,» klärt sie mich auf. „Man vergisst alles um sich herum, tritt in eine andere Welt ein. Nach Auftritten bin ich richtig high.“ Das habe nichts mit irgendeinem esoterischen Schwebezustand zu tun, unterstreicht sie und legt großen Wert auf die Feststellung: „Ich bin total realistisch und stehe mit beiden Füßen auf der Erde. Wir leben schließlich in einer realen Welt.“

Ellen Fluijt läuft mit der Musik nicht dem Leben davon, ganz im Gegenteil. Sie löst bei jenen, die ihr zuhören, etwas lebendig Machendes aus. Sie meint, das Geheimnis daran sei das Singen mit Herz. Und natürlich genießt sie die Zuwendung des Publikums. Damit spricht sie ihre lokalen Fanclubs an und bekennt: “Ich freue mich riesig, wenn die gezielt zu meinen Auftritten kommen“.

Ob sie mit ihrer Kehlenkunst denn mal ein ganz besonderes Erlebnis gehabt habe, frage ich sie abschließend und erfah-re, dass bei einem ihrer Auftritte zufällig Dave Goodman anwesend war (Für Jazzlaien: Nicht zu verwechseln mit Benny Goodman; der ist längst verstorben. Der hier Gemeinte ist ein international bekannter Bluesgitarrist und Sänger). Der ist auf sie zugegangen und hat gesagt: „Mach bitte weiter.“.So etwas kommt in Musikerkreisen einem Ritterschlag gleich.

Sie muss mir aber noch ihre besondere Beziehung zu Holtorf erläutern. Schließlich hat sie in ihrem Leben inzwischen an keinem anderen Platz länger gewohnt. „Es gefällt mir beinahe alles gut“, sagt sie und geht auf die Traditionen, die Dorffeste der Vereine und das Zusammenleben ein. Es klingt geradezu euphorisch, wenn sie das dörfliche Leben in Holtorf beschreibt. „Alles ist so knuffig, gemütlich“. Und dann zählt sie der Reihe nach die einzelnen Feste im Dorf auf. Man könnte meinen, wir kämen hier aus dem Feiern gar nicht mehr heraus, was ja so schlimm auch nicht wäre.

In Java geboren, in den Niederlanden aufgewachsen, ist Deutschland längst ihre Wahlheimat geworden und Holtorf ihr Zuhause. Na dann, Ellen Fluijt, auch nach 25 Jahren immer wieder herzlich willkommen.

Ludwig Pott

Vereinsleben

Familienfahrt

Zunächst fuhren wir mit dem von Theo Braun gesteuerten Bus nach Engeln, wo wir den Vulkanexpress nach Bad Tönisstein bestiegen. Nach erlebnisreicher Zugfahrt durch sehenswerte Landschaft begaben wir uns am Ziel angekommen in das „Jägerheim“, wo man schon mit dem vorbestellten Mittagessen auf uns wartete.

Danach ging es weiter nach Andernach, wo wir zunächst das Geysir Erlebniszentrum im „Schnelldurchgang“ durchliefen, um rechtzeitig das Schiff zu erreichen, mit dem wir zum Geysir weiter fuhren.

Zur angekündigten Zeit fing dieser auch tatsächlich an, seine ständig größer werdende Wasserfontäne in die Höhe zu schießen. Nach einigen Minuten war das Spektakel allerdings vorbei, so dass wir mit dem Schiff die Rückfahrt nach Andernach antreten konnten.

Wieder in Andernach angekommen, gab es noch ein knappes Stündchen, das von den Teilnehmern zum Spazierengehen oder Eisessen genutzt wurde, bevor wir wieder den Bus zur Rückfahrt nach Holtorf bestiegen.

Damit ging ein interessanter und erlebnisreicher Tag zu Ende und viele der zufriedenen Teilnehmer warten gespannt auf die nächste Familienfahrt.

Norbert Eibes

Seniorenfest

Unser diesjähriges Seniorenfest findet am Sonntag den 1. Dezember um 14.30 Uhr im Saal der Gaststätte „Dreizehn Linden“ statt. Es gibt ein schönes Programm und auch wie der leckeren selbstgebackenen Kuchen.

Einladungen/Anmeldungen werden im November in der Bäckerei und im Zeitschriftenge schäft ausliegen.

Elisabeth Schmid

St. Martin

Am 9. November reitet St. Martin (auch bei Sturm, Regen oder Schnee) durch Holtorf. Näheres entnehmen Sie bitte den Hauswurfsendungen und Plakaten im Dorf. Die Leitung des Martinsumzugs lag in den vergangenen Jahren bei unserem Vorstandsmitglied Harald Seliger. Aus beruflichen Gründen hat er diese Aufgabe aufgeben müssen und an den Arbeitskreis „Junges Holtorf“ weitergegeben.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei Harald Seliger für seine jahrelange Organisation des St. Martinzuges sehr herzlich danken.

Elisabeth Schmid

Der Vorstand des Bürgervereins Holtorf-Ungarten e.V. im Jahr 2013

Vorsitzende: Elisabeth Schmid

2. Vorsitzender: Norbert Eibes

Schriftführer :Ludwig Pott

2. Schriftführer: Helmut Molberg

Kassiererin :Evelyn Bethke

2.Kassiererin :Uschi Mohr

1.Beisitzer: Hubert Meyers

2. Beisitzer: Gerd Braun

3. Beisitzer: Günther Strack

4. Beisitzer: Harald Seliger

5. Beisitzer: Lutz Höhne

Schlußwort

Europa hat uns mal wieder fest im Griff! Ab dem 1. Februar 2014 werden wir die uns erteilten Lastschrifteinzüge für die Mitgliedsbeiträge auf SEPA umstellen. Ihre Einzugsermächtigun gen und Ihre Kontodaten werden von uns automatisch in das neue SEPA-Format umge wandelt. Sie brauchen sich also um nichts zu kümmern. Wir werden Ihren Mitgliedsbeitrag jeweils zum 1. Februar des laufenden Jahres von Ihrem uns mitgeteilten Konto ab buchen lassen. Sollte sich Ihre Bankverbindung geändert haben, bitte ich Sie, mir dies mitzuteilen, da Rückläufe für uns bzw. für Sie mit Kosten verbunden sind.

In diesem Jahr hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter. Egal was für eine Veranstaltung, wir konnten die angebotenen Leckereien bei schönem und trockenem Wetter genießen. Hier meine ich besonders den Kirmessamstag. Trotz über 30° im Schatten ging es auf dem „Menschen kickerplatz“ heiß her. Hoffen wir, dass Petrus beim Rückspiel im nächsten Jahr wieder als Zuschauer dabei ist.

Und ganz plötzlich kommt wieder Weihnachten. Wo ist das Jahr nur geblieben? Meine Frage an die Gartenbesitzer: Wer hat einen Tannenbaum auf dem Grundstück, den er uns zur Verfügung stellt, damit der Weihnachtsbaum auf dem Antoniusplatz erstrahlen kann? Bitte bei einem der Vorstandsmitglieder oder bei mir melden.

Und auch der Weihnachtsmarkt des Jung gesellenvereins wird am Wochenende des 3. Advent wieder seine Pforte öffnen und Ihnen die Möglichkeit geben, noch einige Kleinigkeiten für Weihnachten zu kaufen, oder sich gesellig bei Bier oder Glühwein zu treffen. Ich hoffe, Sie nehmen das Angebot an.

Im Namen des Vorstandes wünsche ich Ihnen und Ihren Angehörigen eine nicht zu stressi ge Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das kommende Jahr.

Elisabeth Schmid, Vorsitzende