Niederholtorf, Oberholtorf, Ungarten: Erläuterung der Straßen- und Wegbenennungen

Am Berghang

Alte Flurbezeichnung: "In den Schickewiesen". Benennung nach der topographischen Örtlichkeit.

Am Bolzplatz

Die Bonner Zementfabrik stiftete dem Ort das Gelände Anfang der 50er Jahre für Sportzwecke, hauptsächlich Fußballspiele, daher im Ortsdialekt: Bolzplatz

Am Kamin

Der Weg fürhrte auf einen Hauptförderschacht der Bleibtreu'schen Bergwerksgruben zu (Tätigkeit von 1794 bis 1878), der etwa seit 1855 mit einer Dampfmaschine (Feuerstätte mit Kamin) betrieben wurde. Der Schacht (Kaminsloch) ist z.Z. noch im Gelände erkennbar. Von hier aus führte der Hermannstollen (Entwässerungsstollen) ins Ankerbachtal und die Förderstollen in das von hier aus nördlich gelegene große Abbaugebiet (Kohle und Alaunerde).

Am Waldrand

Bezeichnung nach der Gegebenheit am Waldrand. Die Straße entstand nach dem Flurbereinigungsverfahren 1958/63 durch das neue Wohnbaugebiet, früher nur ein Grassodenpfad ohne Widmung.

Die fast parallel verlaufende innere Waldstraße, die sich mit der Straße "Am Waldrand" hinter dem Friedhof vereinigt, war die alte Hauptstraße für die Orte Nieder- und Oberholtorf. Sie führte von Pützchen über die Hardt direkt nach Oberholtorf zu den großen Höfen (Gütern) und ist in Teilstücken als Hohlweg im Gelände, westlich des Weges, heute noch erkennbar.

Am Weidenstück

Eine alte Flurbezeichnung, aber nicht am alten Ort. Die Flur lag an der Abzweigung Drosselstraße/ Weinheimstraße.

An der Bärenwiese

Flurbezeichnung am alten Ort. Eine eventuelle Beziehung zu einem Familiennamen (Bär, Bähr oder Behr) die hier Liegenschaften hatten, ist möglich. Ein Johann Behr unterzeichnete am 08.03.1809 für den Ort Oberholtorf die Gründungs-Urkunde der Gemeinde Vilich.

Antoniusweg; Antoniusplatz

Nach dem Pfarrpatron der Ortskirche benannt: St. Antonius der Einsiedler, geb. um 250 zu Koma in Mittelägypten, Heiliger der kath. Kirche.

Burghofstraße

Straße, die zum Burghof (bis 1650 Lehnshof) führt. Eventuell Benennung des Hofes nach dem Koblenzer Ritter Reinhard von dem Burgthorn, der 1513 mit dem Hof belehnt wurde. Das Grabmal dieser Ritterfamilie befindet sich in der Liebfrauenkirche in Koblenz (Altstadt). Der Hof ist aber viel älter, erste Erwähnung 1333 durch Heinrich I. von Löwenburg in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Heisterbach.

Der Burghof von Oberholtorf

Der Burghof von Oberholtorf (Gemälde v. T. Drinhausen)

Grabmal des Ritters Rheinhard v. dem Burgthorn u. Familie

Grabmal des Ritters Rheinhard v. dem Burgthorn u. Familie

Bleibtreustraße

Leopold Bleibtreu Leopold Bleibtreu, (1777-1839)

Benennung nach der Bergwerks- und Fabrikbesitzerfamilie:

Leopold Bleibtreu (1777 - 1839), Gründer der Alaunhütte auf der Hardt

und seiner Söhne:

Gustav Bleibtreu (1809 - 1881)

Dr. Hermann Bleibtreu (1821 - 1881), Studium an den Universitäten Bonn und Gießen sowie an dem Royal College of Chemistry London. Abschluß unter dem Dekanat Justus v. Liebig in Gießen).

Tätigkeiten der Familie Bleibtreu:

Abbau von Kohle und Eisenerzlager sowie Alaunproduktion im Holtorf- Ungartener Bereich.

Dr. Herrmann BleibtreuDr. Herrmann Bleibtreu, (1821 - 1881)

Erster Zementbrand in Deutschland durch den Chemiker Dr. Herrmann Bleibtreu in seinem Labor bei der Anna-Magdalena-Grube auf der Alaunhütte der Hardt bei Holtorf 1853.

Gründung des "Bonner Bergwerks- und Hütten-Verein" am 02.06.1853, d.h. Vereinigung der benachbarten Gruben und Fabrikanlagen: Bleibtreu/Jäger, Generaldirektor von 1856 bis 1871 war Dr. Hermann Bleibtreu.

Gründung der Bonner Zementfabrik bei Oberkassel am 12.06.1856 durch Dr. Hermann Bleibtreu, der bis Ende 1871 dem Unternehmen als Generaldirektor vorstand.

Drosselstraße

Neuere Widmungsbezeichnung (Beschluß des Rates der Stadt Bonn vom 6.11.1963)

Ettenhausener Straße

Sie führt zu dem Ettenhausener Hof (früher zu den Ettenhausener Höfen).

Im 14. Jahrhundert gehörte das Rittergut "Ettenhausen" Dietrich von Merkelsbach und seiner Ehefrau Cogin. (eine Wortverbindung zum Mersbach, der direkt westlich an Ettenhausen vorbeiläuft, ist augenfällig).

Der Professmönch Heinrich Vroymerliff kaufte den Hof Ettenhausen als Bevollmächtigter der Zisterzienser-Abtei Heisterbach 1423 von Ludwig von Roede, Knappe zu Waepen, für 416 Gulden.

1715 Karte v. Ploenis (vor der Säkularisation): 2 Höfe

1816/18 Tranchotkarte (nach der Säkularisation): 3 Höfe

1825 Urkataster: 3 Höfe (der mittlere Hof wird hier "Neuer Hof genannt).

Der Hauptmann Moritz Rumler kaufte um 1900 die 3 Ettenhausener Höfe und den Ungartener Hof in der Mersbachtalsenke, riß alle 4 Höfe ab und baute ein neues Gut auf der alten Ettenhausener Hofstelle.

Guardinistraße

Prof. Dr. Romano Guardini, 1885 bis 1968 kath. Theologe und Religions- Philosoph, Lehrtätigkeit an den Universitäten Bonn, Breslau, Berlin, Tübingen und München. Er war vom 6.5.1922 bis Sommer 1923 als Geistlicher an der Notkirche in Holtorf tätig. Einweihung der Notkirche am 17.1.1921.

Die Notkirche wurde von dem Bonner Großkaufmann Philip Lütz, der aus Holtorf stammte (Löwenburgstraße 75/77), einschl. der Wohnung für den Geistlichen kostenlos zur Verfügung gestellt.

Heiderhof

Siegkreis, Stadt Königswinter-Oberpleis

Ersterwähnung 1362 "Hof zer Heide". Der Ritter Bertram v. Nesselrode schenkt den Hof 1501 an das Kloster Bödingen. Nach der Säkularisierung erwirbt die Familie Kühbacher den Hof, Verkauf nach 1880 an den Textilkaufmann Dyckerhoff, Vererbung über die Frauenlinie an Frau Töllner geb. Lenzmann, die heute in der Villa des Gutes wohnt.

Herrenacker

(Amtsblatt v. 1979) Zuerst 1824 als Herrenwiese, später als Herrenacker bezeichnete Parzelle.

Löwenburgstraße

Die Löwenburg auf dem zweithöchsten Berg im Siebegebirge, 455 m ü. N.N. gelegen, war Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes Löwenburg, zuerst der Grafen von Sayn und dann der Herren von Löwenberg (1248 bis 1484) und noch später bis zum 30-jährigen Krieg, Dienstsitz des Amtmannes der Herzöge von Berg, danach wurde der Amtssitz nach Honnef verlegt.

Löwenburg

Löwenburg

Löwenburg, Nordansicht

Siegel der Herren von Löwenberg:

Johann I.v. Löwenberg
(1269 - 1306)

Heinrich I. von Löwenberg
(1280-1342)

Mohnweg

Neuere Widmungsbezeichnung, sie hieß davor Waldstraße und davor Gemeindestraße.

Die Straße war vor den Eingriffen und Umwälzungen der Bergwerksbetriebe in der Holtorfer Landschaft die einzige befahrbare Zuwegung der Ortschaft Niederholtorf, die über Jahrhunderte benutzt wurde, daher Hohlwegausbildung. Die Straße mußte von der Ortschaft gemeinsam in Hand- und Spanndienst unterhalten werden, alte Bezeichnung Gemeen" oder "en de Gemeen". Auch führte früher (vor 1800) die Straße über die Guardinistraße hinaus nach Westen und endete am Fuchskaulenabgang auf der inneren Waldstraße (Alte Hauptstrape).

Alle bergischen Dörfer waren mit Hecken und Schlagbäumen abgeriegelt. Der Schlagbaum hat etwa an der Einmündung des Mohnweges in die Guardinistraße am Hause Nr. 17 a (Bärhausen) gestanden. Der Verschluß des Schlagbaumes lag wohl in Händen der Bewohner des kurz unterhalb gelegenen ehemaligem Brandenhofes.

Ramersdorfer Straße

Dieser Weg entstand durch die Flurbereinigung 1958/63. Er wurde etwas nördlicher vom alten Rindweg, der durch diese Maßnahme entfiel, angelegt. Beide Wege führten von der Guardinistraße (früher Kapellenstraße) auf den Wegabgang zur Fuchskaule, der nach Ramersdorf führt.

Scheidfeldstraße

Bezeichnung der an dieser Stelle befindlichen alten Gemarkung "Auf dem kleinen Scheidfeld". Dieses kleine Scheidfeld liegt zwischen dem Rinnsal Bachswiese und dem kleinen Bauchlauf Rott, das große Scheidfeld zwischen Bachswiese und der Langenbroichtalsenke. Die Lehrerin Pauline Groß schrieb 1958 in der Chronik der Ennertorte: Jedes der beiden Scheidfelder liegt auf dem Rücken zwischen zwei Bachläufen (Talsenken, deren Rinnsale nach Osten zum Holtorfer Bach führen). Mit Scheid mag hier somit die Wasserscheide gemeint sein".

Stieldorfer Straße

Von Oberholtorf nach Stieldorf führende Straße. Sie führt an der Westseite des Burghofes durch eine ergrabene Hohlweganlage, einem alten Befestigungssystem des Burghofes. Ebenfalls vorbei an der alten Flurbezeichnung. "Auf der Pelle", wo eine Kapelle stand (heute Wüstung). Auch war an der Straße ein Friedhof, der durch die strengeren Napoleonischen Reglementierungen durch den Cantonsphysiker (1808 - 1814) Dr. G. Mü1ler (Arzt aus Königswinter) aus hygienischen Gründen geschlossen wurde (zu geringer Abstand der Gräber zu den Brunnen). Bis 1960 waren noch 3 Grabsteine von diesem alten Friedhof bei Privatleuten vorhanden. Der letzte Grabstein befindet sich noch heute auf dem ehemaligen Heusershof in Oberholtorf. Ein noch älterer Friedhof, eine Schachtgräber-Reihenanlage aus der Vö1kerwanderzungszeit, lag in der Gabelung am Zusamrnenfluß der beiden Teil-Ankerbachläufe, Flurbezeichnung: Erlenpersch / Bendchen. Die Asservate befinden sich seit 1874 im Rheinischen Landesmuseum Bonn, Colmantstraße 16.

Saynstraße

Das Grafengeschlecht von Sayn regierte den Auelgau bis 1248. Der bedeutendste Graf Heinrich III. von Sayn starb in seiner Feste Blankenberg an der Sieg in der Neu-jahrsnacht 1246/47. Grablege in der Abtei Sayn bei Bendorf (Koblenz). Er war der letzte männliche Graf der alten Sayn'schen Linie und nahm am 5. Kreuzzug 1228/29 unter Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen teil. Er stiftete die Kommende Ramersdorf auf dem "Kaistilberge" dem Deutschen Ritterorden.

Die Söhne seiner Schwester, die das Erbe antraten, nannten sich "Herren von Löwenberg" 1248 - 1484. Ab 1484 regierten die Herzöge von Berg das Amt Löwenburg bis 1806, dann fiel das Herzogtum Berg an Napoleon.

Tränkweg

Alte Straßenbezeichnung, die von früher übernommen wurde. Das Vieh wurde hier zur Tränke geführt, entweder zum Bachlauf oder einem Dorfsweiher, der an der Kreu-zung Tränkweg/Löwenburgstr./Rindweg gelegen haben soll.

Ungartenstraße

Benennung nach den 3 Ungartener Höfen:

Der erste Hof in der Mersbachtalsenke, direkt an der Ungartenstraße (westlich der heutigen RWE Trafostation) mit dahinterliegendem Weiher, der durch einen Damm gehalten wurde, heute Wüstung. Der Hof (Dreiseitgehöft) gehörte bis zur Säkularisation dem Kloster Herchen an der Sieg und war Überwiegend an das Kloster Heisterbach verpachtet, ging aber später in den Ettenhausener Hof auf.

Der zweite und dritte Hof lagen dem Wehlesfeld gegenüber an der Ungartenstraße. Beide Höfe gehörten den Rittern Wolf v. Rheindorf, der eine Hof war dem Kloster Mönchen-Gladbach der andere dem Cassiusstift Bonn lehnsrührig. Diese kleineren Höfe sind in die spätere Bebauung Ungartens aufgegangen.

Erste schriftliche Erwähnung der Ortslage Ungarten in einem Vertrag am 06.01.1388. Hier Übertrugen die Ritter Wolf von (Vilich) Rheindorf dem Winrich v. Kempenich 2 Höfe in Holtorf gelegen zu Walieveld, also am Wehlesfeld gelegen. Das Wehlesfeld ist in der Gemarkung Ungarten ein großes dreieckiges Feldstück, das nach Osten durch die Mersbachtalsenke, im Westen durch die Wielesbachtalsenke und im Süden durch die Ungartenstraße begrenzt wird. Die Ortsbezeichnung "Ungarten" wird in dem Vertrag nicht erwähnt.

Zweite schriftliche Erwähnung 1426,es wird der Hof in "Ungerden" von der Abtissin Mechthilde des Nonnen-Klosters Herchen an der Sieg, dem Kloster Heisterbach in Erbpacht übertragen.

Weinheimstraße

Benannt nach dem Komtur der Deutschordensritter - Kommende Ramersdorf Lothar F.X.Ch.J Freiherr Horneck von Weinheim, der um 1756 dort, tätig war.

Wegekreuze der 3 Ortschaften

Numerierung der Übersichtskarte unten:

  1. Missionskreuz von 1854
  2. wie vor, jedoch von 1763
  3. Kreuz von Michael Lohmar, errichtet 1796 Munizipalrat von Niederholtorf (Et Prumme Krüksje)
  4. Kreuz der Familie Daufenbach/Heider, etwa 1850, Neuerrichtung an der Schule 1967, (Standort früher zwischen Lindenbäumen, Guardinistr. Nr. 33)
  5. Kreuz der Eheleute Heinrich Kurth, (Standort früher: Ecke Guardinistr. 17 a / Mohnweg)
  6. Kreuz der Eheleute Joh. Klein und Elisabeth Grames, von 1818 Ehem. Besitzer des Heusershofes, (Standort früher: An einer Feldwegkreuzung südlich hinter Ungarten)
  7. wie vor, jedoch von 1851
  8. Altes Kreuz am Brunnen, Neuerrichtung 1891 (Standort früher: In Straßenmitte, direkt östl. am alten Brunnenkranz, etwa 16. Jahrhundert).
  9. Kreuz der Witwe Joh. Thurn, etwa 1788, ehem. Pächter des Ungartener Hofes im Mersbachtal, heute Wümstung.
  10. Kreuz der Eheleute Chr. Frings und Christ. Meis, von 1924, Urkataster Gemarkung. "Im Meisbungert"
  11. Kreuz der Eheleute Michael Lichtenberg und Gertrud Richarz, etwa 1842, ehem. Pächter, später Besitzer des alten Klostergutes Ettenhausen. Das Kreuz steht an alter Stelle, dem ehem. Klostergut gegenüber (heute Wüstung).
  12. Kreuz der Eheleute Caspar Kühbacher und Josepha Pohl, von 1846, ehem. Besitzer des Heiderhofes

Kreuze, die entfernt wurden:

13.  Kreuz von Michael Brenner, Urkataster Gemarkung "Am Kreuz" Löwenburgstraße
14.  Kreuz von Joh. Behr, etwa 1809, Munizipalrath von Oberholtorf, Gemarkung "Erlenpesch" Stieldorferstraße

Karte