Bürgerinfo November 2006

Im Blickpunkt

Vorhaben und Planungen

Dorfgeschichte

Vereinsleben

Schlusstelegramm


Im Blickpunkt

Kinderspielplätze

Im letzten Heft informierten wir Sie über die Situation der Holtorfer Kinderspielplätze und unsere Bemühungen, diese wieder in Ordnung bringen zu lassen. Zwischenzeitlich wurde in der Bezirksversammlung beschlossen, die Kinderspielplätze wieder herzurichten. Teilweise ist es schon geschehen, die noch ausstehenden Arbeiten sollen im Frühjahr nächsten Jahres beendet werden. Wir werden die Arbeiten weiter im Auge behalten, damit wir uns bei Nichteinhaltung des Beschlusses entsprechend an die Stadt wenden können.

Elisabeth Schmid

Vorhaben und Planungen

Ausbau der Guardinistraße und des Mohnwegs

In der Sitzung der Bezirksvertretung Ende September wurde beschlossen, eine Bürgerversammlung zum Ausbau der Guardinistraße und des Mohnwegs einzuberufen. Den genauen Termin wird die Verwaltung festlegen und den Haus- und Wohnungseigentümern mitteilen. Es ist nun an den Eigentümern zu fordern, wie die Guardinistraße und der Mohnweg ausgebaut werden sollen: In der bei der Versammlung vorliegenden Planung oder in einer abgespeckteren Version, die vor allem die einzelnen Geldbeutel schonen würde. Wir können nur an die betroffenen Eigentümer appellieren, möglichst vollzählig an der Bürgerversammlung teilzunehmen und sich in der Sitzung auch zu Wort melden um der Stadt zu zeigen, dass nicht alles so hingenommen wird, wie die Verwaltung sich das vorstellt. Daher noch mal die Bitte an die betroffenen Eigentümer: Wahren Sie Ihre Rechte, nehmen Sie an der Sitzung teil und melden Sie sich zu Wort, bevor es andere tun.

Elisabeth Schmid

Dorfgeschichte

Wer erinnert sich?

Welche Struktur hatten unsere drei Orte nach dem zweiten Weltkrieg, also vor 60 Jahren und was bewegte damals unsere Dorfgemeinschaft?

Die Zeit von 1945 bis zur Wahrungsreform am 20Juni 1948 war wohl eine der entbehrungsreichsten Zeiten in unserer Heimat. Die Kriegsgefangenen kehrten nach und nach heim. Andere wurden aus ihrer Heimat vertrieben und suchten ein neues Zuhause. Wieder andere kehrten Heim und fanden nur noch Trümmer vor. Das dringendste Problem aber war die schlechte Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Heizmaterial.

Die Älteren werden sich noch an diese Zeit erinnern, für die jüngere Generation und die Zugezogenen ist es vielleicht auch interessant, wie damals Nieder- und Oberholtorf und Ungarten ausgesehen haben.

1949 lebten in Nieder- und Oberholtorf 672 Personen. Ungarten gehörte noch zum Siegkreis und hatte 72 Einwohner. Es gab aber 3 Kolonialwarengeschäfte: Ottersbach mit der Poststelle, Bohnerath und Friederichs, nachdem Herr Friederichs aus der Gefangenschaft heimgekehrt war. Zu seinem Besitz gehörte auch die Gaststätte "Zur Post". Die Gaststätte " Dreizehn Linden", von Familie Rudi Becker geführt, beherbergte auch die Bäckerei seines Bruders Heinrich Becker, der aber erst 1949 aus der Gefangenschaft entlassen wurde. Im August1946 wurde bereits Rudi Becker entlassen und eröffnete mit seiner Schwägerin und einem Gesellen wieder die Bäckerei. In Niederholtorf gab es noch die Bäckerei Jamann und in Ungarten die Bäckerei Heinrich Patt, die nach seinem Tode zur Gastwirtschaft umgewidmet wurde. Zwei Gärtnereien, Johann Walterscheid und Peter Mohr, waren auch in Niederholtorf angesiedelt. Zwei Schreinereien und Sägewerke, Willi Frings und Mathias Mohr, gehörten mit zum Ortsbild. August Edel betrieb in Niederholtorf ein Dachdeckergeschäft mit Klempnerei, Peter Kehlenbach ein Fuhrgeschäft mit Kohlenhandlung und die Herren Heinrich und Werner Knebel je eine Schusterwerkstatt. In Ungarten arbeitete Josef Bethke in seiner Schmiede.

Kartoffelkarte 1948 /1949

Noch stärker war die Landwirtschaft in unseren Orten vertreten. In Oberholtorf gab es neben den beiden großen Höfen Burg- und Heuserhof noch zwei kleinere von Wilhelm Baum und Franz Groß. Franz Groß wurde 1941 aus der Eifel nach Oberholtorf umgesiedelt und übernahm den Hof von der Familie Strack. In Niederholtorf bestellten die Landwirte Wilhelm Baur, Josef Baum, Barthel Esser und Wilhelm Mang ihre Felder. Bei ihnen waren auch die meisten Pferde im Krieg eingezogen worden, sodass mit Ochsen und Kühen die Felder bestellt wurden. In den meisten Haushalten wurden noch Ziegen, Schweine, Kaninchen, Hühner, Enten und Gänse zum Überleben gehalten. Jeder hatte einen Garten und zog sich selbst was er brauchte. So gab es auch zwei Metzger (Hausschlächter) die auch manches Tier nachts schlachten mussten, weil es nicht angemeldet war und man es nicht abgeben wollte. Da alle Lebensmittel, der Hausbrand und die Kleidung rationiert waren, kam es auch zu Anzeigen und Bestrafungen. Es gab in Oberholtorf bei Fritz May noch einen Bock für die Ziegenzucht, den man bei günstigem wind schon am Weiher riechen konnte.

Krankenzulagekarte 73: Monatsration Oktober 1949 - Januar 1950

Zur damaligen Zeit arbeiteten viele Holtorfer auf der Zementfabrik, in der Land- und Forstwirtschaft und in kleineren Firmen am Rhein. Die Holtorfer, die in Bonn arbeiteten, fuhren, wenn es die Straßen zuließen mit dem Rhein-Sieg-Bus bis Beuel und setzten mit den "Bötchen" nach Bonn über, da ja die Brücke noch zerstört war.

1946 nahm der Kirchenchor seine Proben, der Bürgerverein am 4.5.1947 die Arbeit wieder auf und der MGV Eintracht wurde am 6.12.1947 auch wieder gegründet. Der Junggesellenverein "Erholung" reaktivierte sich als erster Junggesellenverein in Beuel und krönte das erste Maikönigspaar nach dem Kriege, Willi Moitzfeld und Lieschen Gerwing.

Zuerst nahm die Volksschule in einem Schulzimmer den Unterricht wieder auf, da der zweite Raum noch kurz vor Kriegsende von einer Granate stark beschädigt wurde. Alle Kinder, auch die auf weiterführende Schulen gegangen waren, mussten am Unterricht teilnehmen.

Nun darf man sich das nicht alles so einfach vorstellen, von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr wurde der Strom abgeschaltet. Nun konnte man, weil nicht zu kaufen, auch keine Kerzen anzünden. Die einzige Lichtquelle im Haus war die Ofentür am Herd. Es gab ein gespenstisches Licht in der Küche und dabei wurden natürlich auch Gruselgeschichten erzählt.

Nieder- und Oberholtorf wurden von der Quelle in Oberholtorf mit Trinkwasser versorgt. Während des Krieges reichte die vorhandene Wassermenge schon nicht mehr aus. Man musste in den Keller gehen und dort erhielt man, zwar ganz langsam, die gewünschte Wassermenge.

Es wurde durch den Bürgerverein mit den Wasserwerken von allen Holtorfern der Graben für eine Wasserleitung von der Pumpstation oberhalb von Küdinghoven bis in den Ort von Hand ausgehoben und nach dem Anschluss auch wieder zugeworfen.

Damals gab es weder Fernsehen noch Kino oder Theater, also studierte der Kirchenchor das Lustspiel "Im goldenen Stern am Tegernsee" ein und führte es am 19. 1. 1947 im ausverkauften Saal Friederichs auf. Wegen des großen Erfolges wurde es am 5.2. wieder vor ausverkauftem Saale mit gleichem Erfolg aufgeführt. Im Jahr 1948 wurde das Lustspiel " Der Tatzelwurm" gleich zweimal mit großem Erfolg aufgeführt, 1949 wagte man sich an das Drama,, Ben Hur" .Wieder wurden zwei Vorstellungen angesetzt. Die Aufführung erhielt zwar sehr gute Kritiken, aber die Zuschauer blieben aus, so dass beide Vorstellungen vor halbbesetztem Saal stattfanden. Damit wurde das Kapitel "Theater" auch abgeschlossen.

Maipaar 1947: Käthe Bellinghausen (jetzt Braun) und Peter Braun. Sitzend: Math. Lenzen / Toni Schmitz, Gertrud Schulte / Hans Knipp, Lieschen Gerwing / Willi Moitzfeld

Der zweite Lehrer in Niederholtorf war Herr Mannheim. Unter seiner Leitung wurden Stockpuppen gebastelt. Eine Gruppe der Schulkinder und Jugendlichen spielten sonntags nach der Andacht komplette Theaterstücke vor dem jugendlichen Publikum im Saale Friederichs. In den Wintermonaten wurde im eisigen Saal geprobt, aber zur Aufführung wurde mit "organisiertem" Holz ein Kanonenofen geheizt.

So kann man aus dieser Zeit noch manche Episode berichten amüsant und weniger amüsant. Möge uns allen eine solche Zeit ein zweites Mal erspart bleiben.

Franz Meurer

Schlusstelegramm

Das Jahr ist wie im Fluge vergangen. Bis Pfingsten werden wir uns verstärkt mit den Vorbereitungen zu unserem 100Jährigen beschäftigen. Auch mit der Durchführung des Kostümballs in Dreizehn Linden haben wir einiges zu tun.

Im kommenden Frühjahr wird das Bürger-Info nicht erscheinen, sondern unsere Jubiläumszeitschrift. Aus diesem Grund haben wir die Termine für das Jahr 2007, die uns bis heute bekannt sind, schon jetzt aufgelistet.

Die Vorstandsmitglieder des Bürgervereins wünschen Ihnen schon jetzt eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit und für das neue Jahr Gesundheit und Zufriedenheit.

Elisabeth Schmid